18.03.2023
Heute
im Integrationshaus des Amtes Kisdorf

Bei meinem heutigen Besuch im Integrationshaus des Amtes Kisdorf habe ich mich umfassend über die Aufgaben und die Arbeit der Mitarbeiterinnen, Susanne Strehl und Gesine Reimers, informiert. Neben der Beachtung gesetzlicher Vorschriften stellt die Tagesarbeit die Mitarbeiterinnen immer wieder vor neue Herausforderungen.
Das Thema Integration nimmt in der öffentlichen Wahrnehmung nach meinem Eindruck breiten Raum ein und so möchte ich dies einmal hier aufgreifen.
Durch die Erfahrung, die die Mitarbeiterinnen und Ehrenamtlichen in den letzten 8 Jahren gesammelt haben, läuft in Kisdorf der Integrationsprozess sehr gut. Der Ukrainekrieg rief weitere Anstrengungen hervor.
Dezentral sind z.Z. 57 Personen, davon 24 Kinder in Kisdorf untergebracht. D.H. in Wohnungen, die vom Amt angemietet wurden. In der Mehrzweckhalle (für das Amt Kisdorf) leben derzeit 14 Personen aus 6 Nationen, darunter u.a. Mütter bzw. ein Ehepaar mit minderjährigen Kindern und einzelne junge Männer. Hervorzuheben ist, dass es Dank des ständigen Kontakts zwischen den dort untergebrachten Menschen, dem Integrationshaus und den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zu keinem Zeitpunkt zu nennenswerten Spannungen oder gar Übergriffen gekommen ist.
Selbstverständlich wünscht sich auch das Amt eine andere Lösung der Unterbringung dieser Menschen, um die Halle ihrem ursprünglichen Zweck für den Schul- und Vereinssport zurückzuführen. Ich sage erneut: Wir suchen und arbeiten mit Hochdruck an Lösungen. Dass wir mit dem Problem der Unterbringung nicht allein im Kreis, im Land, im Bundesgebiet dastehen, erfahren wir jeden Tag aus den Medien.
Zurück zu Kisdorf: Man kann gar nicht die vielen unterschiedlichen Aufgaben aufzählen, die die Mitarbeiterinnen leisten – oder/und mit den Ehrenamtlichen koordinieren. Ich nenne hier einige:
- Unterstützung der Menschen nach dem Ankommen bei Antragstellungen, Vermittlung von Sprachkursen und Ärzten zur Trauma-Bewältigung (Kriegstraumata), bei Tod und Verlust von Personen im Heimatland, Hilfe bei Arbeits- und Ausbildungsplatzsuche, Kontakt mit Behörden, Anmeldung zu Schule und Kita u.a.
- Zusammenarbeit z.B. mit Arbeitsagentur, Diakonie, DRK, Jugendamt, Kinderschutzbund usw. zu den Themen des täglichen Lebens
- Organisation von Informations- und Schulungsveranstaltungen für Ehrenamtliche und Schutzsuchende
- Zusammenarbeit der Fahrradwerkstatt mit der Offenen Ganztagsschule und jungen Schutzsuchenden u.v.m.
Dass Sprache der Schlüssel zur Integration ist, ist jedem bewusst. Deshalb führen Ehrenamtliche Deutschkurse durch. Die offiziellen Kursanbieter können bis ins nächste Jahr kaum Sprachkurse anbieten. Zu viele Menschen warten auf einen Platz, es mangelt an Dozenten, an Räumlichkeiten. Junge Männer möchten arbeiten, Frauen möchten neben der Kindererziehung ebenfalls die Sprache erlernen. Und so stockt der Integrationsprozess.
Dass die vielen Ehrenamtlichen – dies sind keine Gutmenschen, sondern Menschen, die anpacken, wo es notwendig ist – unentbehrlich sind und dazu beitragen, dass es in Kisdorf „läuft“, betonen die Mitarbeiterinnen immer wieder im Gespräch. Es geht bei der täglichen Unterstützung wie so oft um die kleinen Dinge im Leben: Wie liest man Buspläne, wie errichtet man ein Bankkonto, wie ist das Schulsystem, wie ist das Leben in Deutschland mit Ämtern, Behörden, Versicherungen, was muss ich bei Arztterminen beachten etc.? Die Geflüchteten bauen in vielen Stunden Vertrauen auf, die Mitarbeiterinnen des Integrationshauses und die Ehrenamtlichen bilden das Bindeglied zwischen Schutzsuchenden und offiziellen Stellen. Hilfe wird nicht immer und jeden Tag gebraucht, aber sie ist da, wenn sie gebraucht wird.

Und noch etwas, was viele Kisdorfer nicht wissen und auch für Kisdorfer Bedürftige zur Verfügung steht: Die Tafel e.V. ist jeden Donnerstag von 11.30 Uhr bis 12.30 Uhr im Integrationshaus.
Ich wünsche mir sehr, dass wir diese gesellschaftliche Aufgabe zusammen annehmen. In Kisdorf leben einige Menschen, die oder deren Eltern nach Ende des zweiten Weltkrieges als Geflüchtete gekommen sind. Dieser Personenkreis weiß, was es heißt, sich fremd zu fühlen.
Letztlich könnten sehr viele der Geflüchteten durch unser gemeinsames Handeln auf ihrem Weg begleitet und dann in den Arbeitsmarkt integriert werden. Fachkräfte braucht das Land und sie sind oft direkt vor unserer Tür. Was wir benötigen ist: Toleranz und Respekt gegenüber Fremden und Fremdem und Unterstützung da, wo Hilfe erforderlich ist und wo sie wertgeschätzt wird.
Danke den Mitarbeiterinnen im Integrationshaus und den vielen Helfern, deren Arbeit oft nicht gesehen wird.
Vielleicht haben auch Sie Interesse, sich zu engagieren? Dann wenden Sie sich bitte direkt an die Mitarbeiterinnen des Integrationshauses im Sengel 5 A in Kisdorf (Frau Strehl, Tel. 04191 950 656, s.strehl@amt-kisdorf.de oder Frau Reimers, Tel. 04191 950 652, g.reimers@amt-kisdorf.de ).
Sollten Sie Wohnraum vermieten wollen, wenden Sie sich bitte an Frau Finnern Tel. 04191 950 649 oder per E-Mail an b.finnern@amt-kisdorf.de .
Ihr Bürgermeister
Wolfgang Stolze