“Wolfgang Schneiderhan vom Volksbund deutscher Kriegsgräber sagt in seinem Gedenken zum  Volkstrauertag: 

»›Nie wieder‹ heißt also nicht nur, sich an die Vergangenheit zu erinnern, sondern bedeutet 
vielmehr, dem Hass heute entschlossener denn je entgegenzutreten.«  

Große Worte, aber was sollen sie bedeuten und wie kann jeder Einzelne von uns das Leben. 

Ich fühle mich so hilflos angesichts des Krieges in der Ukraine, der nun schon fast 3 Jahre andauert.  Leid und Zerstörung sind die Bilder die uns immer und immer wieder erreichen. Ich ertappe mich,  dass ich aus Selbstschutz selten Nachrichten schaue, da ich die Bilder kaum ertrage und ich frage  mich, wie wir „Nie wieder“ umsetzen sollen, wenn es immer noch Autokraten wie Wladimir Putin  gibt, denen ein Menschenleben nichts bedeutet. Die bewusst ihre Soldaten in den Krieg schicken,  ihren Tod, sowie tausende zivile Opfer in kauf nehmen um ihre Macht auszubauen. Die nicht bereit  sind über Frieden zu sprechen, sondern menschenverachtend weiter töten lassen. 

„Nie wieder“ Antisemitismus, Verfolgung und Tötung von Juden. Für mich, besonders mit Blick auf  unsere Vergangenheit, ist das selbstverständlich und es sollte für alle verfolgten Menschen aller  Religionen und Ethnien gelten. 

Aber auch da fühle ich mich hilflos. Der Überfall der Hamas auf Israel am 07. Oktober 2023 war an  Brutalität und Grausamkeit nicht zu überbieten. Und daraus entstand ein Krieg, in dem allerdings  auch Israel unvorstellbares Leid im Gaza Streifen entfachte. 

In beiden Kriegen gibt es zwar theoretische Lösungen zur Beendigung der Waffengänge bzw.  zumindest für einen Waffenstillstand. Aber der ideologische Hass der Hamas und des Irans sowie die  Rachegefühle der israelischen Regierung machen dies im Nahen Osten zurzeit kaum möglich. Rache  als Instrument zum Machterhalt wirft ein wirklich auch fast unerträgliches Licht auf die israelische  Regierung, der wir uns aus Staatsräson verpflichtet fühlen. 

Und was heißt das für uns? Wie sollen wir das „Nie wieder“ verstehen und welche Haltung sollten wir dazu in der Gesellschaft einnehmen. Warum ist es für uns so wichtig diese beiden Worte in den  Medien nicht nur zu lesen und zu hören, sondern sie wirklich zu verinnerlichen? 

Mit Hass und Rache begann die Machtergreifung von Hitler. Hass und Rache sind geflügelte Worte  des künftigen US-Präsidenten. Hass und Rache sind der Nährboden der Radikalen, in unserem sowie  in jedem anderen Land. Hass und Rache sind auch die Triebfeder der radikalen Hamas, der Hisbollah,  der iranischen Regierung und aber leider eben auch der israelischen Regierung. Hass und Rache sind  die Wurzel allen Übels. 

„Nie wieder“ heißt also vor allem: „Währet den Anfängen“. Das fängt damit an, sich in der eigenen  Wortwahl zu mäßigen. Sich mit den eigenen Gedanken nicht zu radikalisieren aber auch mäßigend in  der Diskussion mit dem eigenen Umfeld einzubringen. „Nie wieder“ heißt also auch, dass jeder von  uns seinen kleinen Teil dazu beträgt, dass unsere Gesellschaft nicht weiter verroht. Wie schnell so  etwas passieren kann, können wir auch hier bei uns immer wieder erleben.  

Ob nun die Medien eine extreme Wortwahl nutzen um eine höhere Auflage zu generieren, die  ausufernde Hass-Rhetorik im Internet oder ob Politiker zumindest latent Hass und Rache sähen. All  diese Dinge können in der weiteren Entwicklung einer unkritischen Gesellschaft zu einer unheilvollen  Dynamik führen, an deren Ende eine Katastrophe steht. „Nie wieder“ sollte für uns jeden Tag und bei  jeder Begegnung mit anderen Menschen im Bewusstsein sein. „Nie wieder“ ist wichtiger als je zuvor. “

Rede von Birga Kreuzaler
Bürgermeisterin Kisdorf